Erzählung: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2020, 17:42 Uhr

Im 19. Jahrhundert erzählt ein Sänger von einem Erdbeben, das etwa 500 Jahre zuvor stattgefunden hatte. Zur Veranschaulichung zeigt er auf ein großes Bild. Wie sehr er sich dabei an die Tatsachen hielt und wie stark er diese selbst noch ausschmückte, wusste damals wohl niemand.

In Erzählungen stellen wir anderen Menschen Dinge vor, von denen sie vorher nichts wussten. Vieles passiert, ohne dass wir dabei sind: an anderen Orten oder zu anderer Zeit. Wir erfahren nur davon, wenn man uns davon erzählt. Manchmal hat der Erzähler auch gar nicht erlebt, wovon er erzählt. Viele Erzählungen werden nämlich über lange Zeit weitergegeben. Dabei verändern sie sich, weil jeder sie ein bisschen anders erzählt.

Vor langer Zeit dienten viele Erzählungen dazu, die Welt zu erklären, als die Menschen noch nicht viel über sie wussten. Darum erzählten sie sich Geschichten über ihre Vorfahren, aus einer Zeit, an die sich keiner erinnern konnte. Dabei ging es auch um die Frage, wo die Menschen herkamen. Solche Erzählungen haben also etwas mit der eigenen Geschichte, aber auch mit Religion zu tun.

Erzählungen können wahr sein, müssen sie aber nicht. Wenn ein Kind seiner Mutter erzählt, was es in der Schule erlebt hat, ist das genauso eine Erzählung, wie wenn ein Schriftsteller eine Geschichte schreibt, in der sich ein Mann in einen Käfer verwandelt. Eine Erzählung, deren Handlung nicht wirklich passiert ist, kann einen anderen Zweck haben: Sie könnte eine Moral haben, aus der man lernen soll, wie bei einem Märchen. Sie kann aber auch für etwas Wirkliches stehen: In der Geschichte mit dem Käfer geht es vermutlich um die Beziehung eines Sohnes zu seinem Vater. Geschrieben hat sie der Schriftsteller Franz Kafka. Die Literatur kennt verschiedene Sorten Erzählungen. Eine solche Erzählung, die etwas Unwirkliches als Ersatz für etwas Wirkliches erzählt, nennt man auch Parabel.

Menschen hören gern Erzählungen. Unser Gehirn kann sie auch besser verarbeiten als bloße Tatsachen. Darum gibt es auch keine Kultur auf der Welt, in der keine Geschichten erzählt werden. Früher gab es noch viele Geschichtenerzähler, die sich Erzählungen merkten und den Menschen zur Unterhaltung anboten, zum Beispiel auf Märkten. Seit man sie jederzeit in Büchern nachlesen kann, gibt es das kaum noch. In manchen Kulturen ist Schrift aber nicht üblich. Da sind immer noch bestimmte Menschen für das Erzählen zuständig.



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