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Zeitrechnung
Die Zeitrechnung hilft den Menschen dabei, den Ablauf der Zeit besser zu verstehen. Die Menschen haben aber früher anders die Zeit aufgeschrieben als heute. Wer sich für die Geschichte alter Völker interessiert, muss also manchmal eine andere Zeitrechnung lernen.
Zeitrechnung bedeutet, das Jahr einzuteilen. Außerdem will man die Jahre hintereinander zählen, damit man weiß, wie lange ein Ereignis zurückliegt. Wir sagen heutzutage zum Beispiel, dass die Berliner Mauer im Jahr 1989 gefallen ist. Es muss also einen Nullpunkt geben, einen Ausgangspunkt, von dem man die Jahre bis 1989 zählt.
Wie kann man das Jahr einteilen?
Viele alte Völker hatten einen Kalender, der dem Mond folgte. Wenn der Mond einmal zugenommen und wieder abgenommen hat, also von Neumond zu Neumond, war ein Monat vorüber. Zwölf Monate ergaben ein Jahr. Die Römer hatten ein Sonnenjahr: 365 Tage waren ein Jahr.
Das Problem dabei: Ein Jahr ist die Zeit, die die Erde braucht, um einmal um die Sonne zu kreisen. Dafür sind aber nicht genau zwölf Mond-Monate oder 365-Tage nötig. Dazu mussten die Menschen Lösungen finden. Außerdem wollten sie das Jahr auch in kleinere Stücke einteilen, nicht nur in Monate, sondern auch in Wochen.
Der römische Herrscher Julius Cäsar hat einen Sonnenkalender eingeführt, der mit einem Schalttag arbeitete. In jedem vierten Jahr hat der Februar einen Tag mehr als sonst. Sonst wäre der Kalender zu kurz. Dieser julianische Kalender funktioniert recht gut, das Jahr dauert aber über 11 Minuten länger als das wirkliche Sonnenjahr.
In der frühen Neuzeit hatten sich bereits 10 Tage Unterschied angesammelt. Ein Papst hat daher im Jahr 1582 bestimmt: Auf den 4. Oktober jenen Jahres folgt sofort der 15. Oktober. Die 10 überzähligen Tage wurden also übersprungen. Außerdem sollte es alle vierhundert Jahre einen Schalttag weniger geben als vorher üblich. Dieser gregorianische Kalender gilt heute noch. Dem Papst folgten aber zunächst nur die Menschen in katholischen Ländern, woanders zählte man noch lange Zeit nach dem alten, julianischen Kalender.
Wonach zählt man die Jahre?
Vor allem denkt man beim Wort Zeitrechnung daran, wie man die Jahre zählt. Lange Zeit machte man das mit der Zeit, seit der ein Herrscher regierte. So heißt es zum Beispiel in der Bibel, dass Esther verheiratet wurde im siebten Jahr der Regierung von Ahasverus.
Auf diese Weise ist es aber schwierig, ein Ereignis einzuordnen, das sehr lange zurückliegt. Man muss dazu alle Herrscher kennen, die es seitdem gab, und wie lange sie regiert haben. Außerdem haben andere Länder andere Herrscher. Die Räme
Einige Religionen haben darum die Jahre seit einem wichtigen Ereignis gezählt. Bei den Juden hat jemand anhand der Bibel ausgerechnet, dass die Welt in einem bestimmten Jahr erschaffen wurde. Das Jahr 1989 ist demnach bei den Juden das Jahr 5750. Die Muslime zählen seit dem Jahr, als Mohammed in die Stadt Medina ausgezogen ist. Für sie ist das Jahr 1989 erst das Jahr 1410.
Die Römer hatten eine Zeitrechnung, die mit der Gründung der Stadt Rom begann. Auf Latein heißt das: „ab urbe condita“. Das ist heute noch eine Redewendung für „seit langem, schon immer“. Wirklich gerechnet haben sie damit aber kaum. Stattdessen zählten sie nach der Herrschaft ihrer Konsuln, den Regierungschefs. Die wurden jedes Jahr neu gewählt.
Woher kommt unsere Zeitrechnung?
Die Christen wollten die Zeit seit der Geburt von Jesus Christus zählen. Ein gelehrter Mönch im frühen Mittelalter, Dionysius Exiguus, hatte sich ebenfalls die Bibel vorgenommen. Das Jahr, von dem er annahm, dass Jesus damals geboren wurde, nannte er das Jahr Eins. Diese Zählweise verwendet man heute noch allgemein in Europa und anderen Teilen der Welt. Allerdings weiß man mittlerweile, dass Dionysius sich wohl geirrt hat und Jesus einige Jahre früher geboren wurde.
Das Jahr 1989 ist demnach das Jahr 1989 „nach Christus“. Auf Latein heißt es auch: „Anno Domini“, im Jahre des Herren, womit Jesus gemeint ist. Wenn etwas vorher stattgefunden hat, sagt man: „vor Christus“. Einige Menschen möchten nicht nach „christlicher“ Zeitrechnung die Jahre bezeichnen, darum sagen sie: „unserer Zeitrechnung“ und „vor unserer Zeitrechnung“. Gemeint ist aber dasselbe.
Der römische Kaiser Augustus wurde am 23. September des Jahres 63 vor Christus geboren und starb am 19. August des Jahres 14 nach Christus. Rechnet man nach, so starb er anscheinend mit 76 Jahren. Tatsächlich wurde er nur 75 Jahre alt: In der Zeit von Dionysius kannte man in Europa noch keine Null. Daher kommt vor dem Jahr Eins sofort das erste Jahr vor Christus. Astronomen hingegen rechnen die Null hinzu. Bei ihnen ist vor dem Jahr Eins das Jahr Null und davor das Minus Eins, das sie „-1“ schreiben.