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Spanisches Kolonialreich
Das spanische Kolonialreich war eines der größten und mächtigsten Reiche in der Geschichte. Es begann um das Jahr 1500 mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus und existierte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Auf Spanisch nennt man es Imperio español, das spanische Imperium.
Im Laufe der Jahrhunderte eroberten die Spanier Kolonien auf fast jedem Kontinent. Um das Jahr 1750 befand sich das spanische Kolonialreich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als der Habsburger Karl der Fünfte über Spanien herrschte, nannte man es das „Reich, in dem die Sonne niemals untergeht“, weil immer gerade irgendwo Tageslicht war. Durch das spanische Kolonialreich verbreitete sich die spanische Sprache und Kultur auf der ganzen Welt. Heute ist Spanisch nebst Englisch eine der wichtigsten Sprachen.
Wie fing das Kolonialreich an?
Bereits im Mittelalter eroberten spanische Seefahrer Gebiete im Mittelmeer wie Neapel, Sizilien oder Sardinien. Die wichtigsten Handelswege wurden damals aber noch von Italienern und Muslimen beherrscht. Wenn spanische Händler diese Wege benutzen wollten, mussten sie hohe Zölle zahlen. Darum wollten die Spanier andere Handelswege finden, insbesondere nach Indien, wo es wertvolle Gewürze gab.
Im Jahr 1492 segelte der Genueser Christoph Kolumbus im Auftrag der spanischen Königin Isabella über den Atlantik nach Westen, um so nach Indien zu kommen. Auf diese Weise wollte er auch beweisen, dass die Erde rund ist. Letztlich landete er dabei jedoch in Amerika, das man zu dieser Zeit in Europa noch nicht kannte.
Später kam er mit 17 Schiffen zurück und gründete die erste spanische Kolonie auf amerikanischen Boden: La Isabella in der heutigen Dominikanischen Republik. Kolumbus wusste jedoch nie, wo er mit seinen Schiffen eigentlich gelandet war. Erst einige Jahre nach seinem Tod fand man heraus: Er hatte einen neuen Kontinent entdeckt.
Wie eroberten die Spanier die Welt?
Als man in Europa hörte, dass es jenseits des Atlantik noch einen unerforschten Kontinent gäbe, segelten viele spanische Ritter nach Amerika. Sie wollten dort für den König möglichst viel Land erobern, um so reich und berühmt zu werden. Diese Ritter nannte man „Conquistadores“. Das ist spanisch für „Eroberer“. Bekannte Conquistadores waren Hernán Cortés und Francisco Pizarro.
Der amerikanische Kontinent war jedoch nicht leer. Schon seit Jahrhunderten lebten dort Ureinwohner wie die Mayas, Azteken oder Inkas. Sie lebten teilweise in großen Tempelstädten und herrschten über riesige Gebiete. Damit die Ureinwohner sich der spanischen Krone unterwerfen, führten die Conquistadores blutige Kriege gegen sie. Weil die Spanier bessere Waffen hatten, starben viele Ureinwohner bei diesen Kriegen, noch mehr wurden durch Seuchen getötet, die durch die Spanier nach Amerika verschleppt wurden.
In den eroberten Gebieten erbeuteten die Spanier wertvolle Rohstoffe wie Gold und Silber und brachten diese nach Spanien. Auch neue Lebensmittel wie Mais oder Kartoffeln wurden entdeckt, mit denen man die Menschen zuhause satt machen konnte. Für den Abbau der Rohstoffe wurden viele Ureinwohner zu Sklaven gemacht. Später nahm man dafür auch Menschen aus Afrika. Durch die Kolonien in Amerika wurde Spanien zum reichsten und mächtigsten Land der Erde.
Die Spanier eroberten später auch Kolonien außerhalb Amerikas. Dazu gehörten beispielsweise die Philippinen und einige wichtige Hafenstädte im Norden Afrikas. Entscheidend für den Erfolg der Spanier war auch, dass sie in den Kolonien viele Städte gründeten. Dort konnte man sich gut gegen Ureinwohner und andere Europäer verteidigen, welche den Spaniern die Kolonien mit Gewalt wegnehmen wollten.
Wie endete das Kolonialreich?
Um das Jahr 1800 eroberte Napoleon weite Teile Europas. In Spanien gelang es ihm, den herrschenden König abzusetzen und dafür seinen Bruder Giuseppe Buonaparte zum König zu machen. Weil Giuseppe das Land schlecht regierte, wollten viele Spanier ihren alten König zurück haben. Das führte in Spanien zu Aufständen. In den Kolonien regte sich währenddessen Widerstand gegen die spanische Herrschaft.
Das erste Land, das sich von Spanien frei machen wollte war Ecuador im Jahr 1809. Später folgten weitere Länder. Die Spanier reagierten darauf, in dem sie Soldaten in die Kolonien schickten. Das führte zu vielen Unabhängigkeitskriegen. Ein besonders wichtiger Mann auf Seiten der Aufständischen war Simón Bolívar, der im heutigen Venezuela geboren wurde. Er kämpfte als Feldherr in mehreren Unabhängigkeitskriegen gegen die Spanier. Um das Jahr 1825 waren fast alle spanischen Länder Lateinamerikas unabhängig geworden.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte Spanien durch Kriege Teile des alten Reiches wiederherzustellen, was letztlich jedoch scheiterte. Nach dem Ersten Weltkrieg konnten die Spanier während den Rifkriegen nochmal einen Teil von Marokko erobern, die heutige Westsahara. Im Jahr 1976 gaben die Spanier jedoch auch diese Kolonie auf. Heute hat Spanien nur noch drei Überseegebiete: Die Kanaren sowie die beiden Exklaven Ceuta und Melilla, die in Afrika liegen.