Erzählung

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"Im Malström" vom amerikanischen Schriftsteller Edgar Allan Poe ist eine Erzählung in der Erzählung: Der Erzähler begegnet einem weißhaarigen Mann. Dieser erzählt ihm, wie er mit seinem Boot in einem Strudel gelandet ist. Seine Brüder starben, doch er konnte sich retten, weil er genau beobachtete, wie das Wasser die Dinge bewegte, und sich mit herausschleudern ließ. Ein Zeichner hat sich den Malström aus der Erzählung so vorgestellt.

Wenn zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort etwas passiert, und man das einem Menschen vermitteln möchte, muss man es ihm erzählen. Der andere Mensch weiß das dann, nicht weil er dabei war, sondern weil er eine Erzählung gehört hat. Meistens meint man mit Erzählung eine Geschichte. Da kommen verschiedene Personen vor, die etwas tun, und dadurch passiert etwas.

Schon vor tausenden Jahren haben Menschen sich gefragt, warum die Welt um sie herum so aussieht, wie sie aussieht. Weil sie es nicht wussten, erzählten sie sich Geschichten von ihren Vorfahren, aus einer Zeit, an die sich niemand erinnern konnte. Solche Geschichten haben die Welt erklärt und waren mit ihr verbunden. Solche Erzählungen, die zum Welterklären gedacht waren, nennt man Mythen.

Erzählungen können wahr sein, müssen sie aber nicht. Wenn ein Kind seiner Mutter erzählt, was es in der Schule erlebt hat, ist das genauso eine Erzählung, wie wenn ein Schriftsteller eine Geschichte schreibt, in der sich ein Mann in einen Käfer verwandelt. Eine Erzählung, deren Handlung nicht wirklich passiert ist, kann einen anderen Zweck haben: Sie könnte eine Moral haben, aus der man lernen soll, wie bei einem Märchen.

Sie kann aber auch für etwas Wirkliches stehen: In der Geschichte mit dem Käfer geht es vermutlich um die Beziehung eines Sohnes zu seinem Vater. Geschrieben hat sie der Schriftsteller Franz Kafka. Eine solche Geschichte, die etwas Unwirkliches als Ersatz für etwas Wirkliches erzählt, nennt man Parabel.

In der Literatur bezeichnet der Begriff Erzählung eine bestimmte Sorte Text. Sie erzählt von einer bestimmten Handlung und ist kürzer als ein Roman. Der Inhalt ist ihr wichtiger als die Sprache, das bedeutet, es wird nicht auf Reim und Rhythmus geachtet, wie bei Gedichten. Außerdem gibt es immer einen Erzähler, von dem man als Leser die Personen und die Handlung vorgestellt kriegt. Manchmal kommentiert er sie auch.

Unser Gehirn ist für Erzählungen sehr empfänglich, es mag sie mehr als bloße Tatsachen. Darum besteht unser Alltag zu einem ganz großen Teil aus Erzählen. Auch die Wirtschaft hat das begriffen. In Werbespots zum Beispiel werden gern kleine Geschichten erzählt. Die kann sich der Zuschauer gut einprägen und verbindet dann etwas mit dem Produkt, das er kaufen soll.

Es gibt keine Kultur auf der Welt, wo keine Geschichten erzählt werden. Früher gab es noch viele Geschichtenerzähler, die sich Erzählungen merkten und den Menschen zur Unterhaltung anboten, zum Beispiel auf Märkten. Seit man sie jederzeit in Büchern nachlesen kann, gibt es das kaum noch. In manchen Kulturen ist Schrift aber nicht üblich. Da sind immer noch bestimmte Menschen für das Erzählen zuständig.



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