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Wilhelm der Eroberer
Wilhelm der Eroberer lebte im Mittelalter und war ein Herzog aus der Normandie. Heute ist das eine Gegend im Norden von Frankreich. Von 1066 bis 1087 war er König von England. Zuvor hatte er Harald den Zweiten, den letzten König der Angelsachsen, in der Schlacht bei Hastings besiegt und sich so den Thron ergattert. Deshalb nannte man ihn „den Eroberer“. Eigentlich war sein Königsname Wilhelm der Erste. Von Wilhelms Eroberung erzählt der Teppich von Bayeux.
Wilhelms Eroberung beendete die Herrschaft der Angelsachsen über England. Die Kultur der Angelsachsen vermischte sich danach mit jener der Normannen. Darum gibt es im Englischen heute viele Wörter, die aus dem Französischen kommen.
Der neue König wollte genau wissen, worüber er herrschte. Darum ließ er das „Doomsday Book“ verfassen. Dort waren alle Grundstücke und andere wertvolle Güter in England augelistet. Auch die Einwohnerzahlen waren darin enthalten. Das „Doomsday Book“ dient noch heute vielen Historikern als Quelle, um mehr über die damalige Zeit zu erfahren.
Wilhelm starb im Jahr 1087 in einem Kloster in der Nähe von Rouen. Seine Nachkommen herrschten weiter als Könige von England. Dazu gehörte auch sein Ur-Ur-Enkel Richard Löwenherz.
Was erlebte Wilhelm als junger Herzog?
Wilhelm wurde entweder im Jahr 1027 oder 1028 in der Stadt Falaise geboren. Seine Familie, die Rolloniden, stammte von Wikingern ab und herrschte seit dem Jahr 911 als Herzöge über die Normandie. Sein Vater Robert der Erste hatte Wilhelms Mutter Herleva nie geheiratet. Darum nannte man ihn bis 1066 „Wilhelm der Bastard“. Das ist ein Schimpfwort für ein Kind, dessen Eltern nicht verheiratet sind.
Bereits als Kind wurde Wilhelm Herzog der Normandie. Erwachsene wie der Bischof von Rouen halfen ihm beim Herrschen. Die Adeligen in der Normandie wollten jedoch kein Kind als Herzog haben. Das führte zu Aufständen. Mehrere Beschützer und Berater von Wilhelm wurden ermordet. Dass Wilhelm nicht selbst getötet wurde, lag vor allem daran, dass der König von Frankreich für seine Sicherheit sorgte.
Aber auch als Wilhelm erwachsen war, musste er seine Herrschaft in Kriegen verteidigen. Letztlich erkannte der Adel seine Herrschaft an. Die Normandie wurde unter ihm zu einem reichen und mächtigen Herzogtum. Er ließ prächtige Gebäude bauen wie die beiden Klöster von Caen.
Wie eroberte Wilhelm England?
Über seinen Großvater war Wilhelm mit dem englischen König Eduard dem Bekenner verwandt. Bei einem Besuch in England soll Eduard, der keine Kinder hatte, Wilhelm zu seinem Nachfolger bestimmt haben. Eduard starb im Jahr 1066. Die Witan, ein Rat aus Adeligen und Geistlichen, wählten allerdings Harald Godwinson, einen reichen Grafen und Eduards Schwager, zum neuen König von England. Harald behauptete, Eduard habe ihm das am Sterbebett versprochen.
Wilhelm war wütend, weil er selbst König von England werden wollte. Auch Harald der Harte, König von Norwegen, hatte auf den englischen Thron gehofft, weil er der Nachfahre eines früheren englischen Königs war. Im September 1066 fiel Harald der Harte mit seinen Soldaten in Nordengland ein, um mit Gewalt auf den Thron zu kommen. Harald Godwinsons Truppen konnten die Norweger zwar besiegen und Harald den Harten töten. Doch der Kampf schwächte sie sehr.
Wilhelm hatte in der Zwischenzeit eine Flotte von 600 Schiffen und 7.000 Soldaten zusammengestellt. Am 28. September ging er mit seinen Truppen bei Pevensey in Südengland an Land. Die Normannen begannen damit, die umliegenden Dörfer zu plündern.
Am 14. Oktober trafen sie bei Hastings auf die erschöpften Soldaten von Harald, die gerade aus der Schlacht gegen die Norweger zurückkehrten. Es kam zur entscheidenden Schlacht von Hastings. Anfangs taten sich die Normannen schwer gegen die Angelsachsen. Doch schließlich starb Harald in der Schlacht.
Wilhelms Soldaten marschierten weiter nach London, wo die Adeligen und Geistlichen sich ihm unterwarfen. An Weihnachten ließ er sich in der Westminster Abbey krönen. In dieser Kirche finden bis heute königliche Krönungen und Hochzeiten statt.