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Kassette
Die Kassette ist ein kleiner Kasten aus Kunststoff, der Tonband auf zwei Rollen enthält. Im Jahr 1963 kam die Kassette unter dem Markennamen „Compact Cassette“ in die Läden. Erfunden hatte sie Lou Ottens. Er arbeitete bei Philips in Eindhoven, einer Stadt in den Niederlanden. Die Kassette war nicht der erste Versuch, Rollentonband in ein kleines, praktisches und handliches Gehäuse einzubauen. Aber diese Kassette gab es auf der ganzen Welt. Auch heute werden noch wenige davon neu hergestellt.
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Gab es andere Kassetten?
Zur gleichen Zeit wurde in der anderen Fabrik von Philips in Wien auch versucht, eine Kassette zu bauen. Diese war einfacher aufgebaut und hatte nur eine Rolle. Man zog das Band wie bei einem Maßband heraus. Ein Kassettenrekorder der das Band automatisch aus so einer Kassette zieht der wäre sehr teuer geworden. Das hätte bedeutet, dass weniger Leute einen solchen Rekorder gekauft hätten. Außerdem muss man eine solche Kassette immer ganz zurückspulen bevor man sie aus dem Kassettenrekorder herausnehmen kann, weil sonst der eine Teil des Bandes im Rekorder ist und der andere in der Kassette. Diese Technik gab es vorher schon bei Diktiergeräten. Heute gibt es diese Technik noch beim LTO-Magnetband. Auch diese Kassetten sind fast quadratisch, weil innen nur eine einzige Rolle ist.
Was ist die DC-International-Kassette?
Es gab einen Versuch, die Compact Cassette in der Fabrik Grundig nachzubauen. Jemand hatte die Pläne der Compact Cassette von Philips zu Grundig mitgenommen. Daraus baute Grundig die etwas größere Kassette mit dem Namen „DC-International“, die erst 1965 fertig wurde. Also zwei Jahre später nach der Compact Cassette. Da sie größer war und die Leute sich schon Kassettenrekorder für Compact Cassetten gekauft hatten, wollten sie nicht so viele Leute haben und so verschwand sie sehr schnell wieder aus den Läden.
Was ist die RCA-Kassette?
Aber auch Lou Ottens, der die Compact Cassette entwickelt hat, machte nicht so neue Sachen wie man meinte, denn die RCA-Kassette war schon 1958 da und damit fünf Jahre vor der Compact Cassette. Aber sie war viel größer und damit unhandlich. In der RCA-Kassette war das breite Tonband wie es vom Rollentonband kam und es lief doppelt so schnell wie das schmale Tonband der Compact Cassette. Lou Ottens hatte also mehr mit der Tonqualität zu kämpfen, damit seine Kassette so klein werden konnte und trotzdem noch ausreichend guten Klang lieferte. Aber seine Compact Cassette wurde die meist gebaute und weltweit verbreitete Kassette. Sie wurde auch um viele Jahre länger hergestellt.
Was ist Tonband?
Tonband ist ein Kunststoffband, das auf seiner Oberseite mit einem magnetisierbaren Material beschichtet wurde. In der heutigen Form gibt es Tonband seit 1935. Damals war es braun und das magnetisierbare Material war Eisen. Später kam Band das dunklere, fast schwarze Band in dem statt dem Eisen das Chromdioxid war und mehr Magnetismus speichern konnte. Damit wurde es möglich, das Band langsamer laufen zu lassen und dabei den Ton genauso gut zu speichern.
Wie kommt der Ton auf das Tonband?
Der erste Versuch, Ton auf magnetisierbarem Material zu speichern war im Jahr 1899. Dabei wurde dünner Draht aus Eisen an einem Elektromagneten vorbei geführt, der den Draht magnetisierte. „Tondraht“ nannte man diesen Draht. Dazu wurde der Strom aus dem Mikrofon verstärkt und auf den Elekromagnet geleitet, so dass dieser den Draht so magnetisierte wie der Ton aus dem Mikrofon kam. Dieser Elektromagnet wurde beim Tonband der Tonkopf.
Wie hört man was auf dem Tonband ist?
Beim Abspielen wird der Verstärker einfach weg vom Mikrofon und hin auf den Tonkopf geschaltet und der Ausgang vom Verstärker weg von Tonkopf und hin an den Lautsprecher. Dann hört man aus dem Lautsprecher was auf dem Band ist. Dazu muss das Band am Tonkopf vorbeigezogen werden und dafür ist ein Motor im Gerät eingebaut.
Wie ging es weiter mit der Compact Cassette?
Die meisten Kassetten wie sie Lou Ottens entworfen hat, wurden im Jahr 1994 verkauft, 10 Jahre später war die Kassette aus den Läden verschwunden und die CDs (CompactDisc) füllten die Ladenregale.
Dennoch gibt es die Compact Cassette heute noch, da sie sehr robust und langlebig ist. Der Kassettenrekorder ist ein Gerät, bei dem man noch richtig zusehen kann wie sich das Band bewegt, was heute noch einige Leute begeistert. Heute sind längst digitale Speicher billiger und können viel mehr digitalen Ton speichern als die Technik der Kassette. 2014 machte Sony den Versuch 185 Terabyte, also über 250000 CDs auf einer Kassette zu speichern, verkaufte aber diese Technik noch nicht.
War die Compact Cassette nur für Musik?
Weil Kassetten in großer Menge hergestellt wurden waren sie relativ billig. Das machte sie wegen dem Preis auch für andere Verwendung interessant. So wurde sie gerne zum Speichern von Daten bei Computern der 1980er Jahre benutzt. Bereits in den 1970er Jahren wurden Steuerungssignale für Maschinen auf Kassetten aufgenommen. Spielte man die Kassette in der Maschine ab, machte die Maschine was als Programm auf der Kassette war. In einer Schuhfabrik wurden Schneide- und Nähmaschinen von Kassetten gesteuert. Wollte man Leder für eine andere Schuhgröße oder Form zuschneiden, tauschte man nur die Kassette aus und die Maschinen arbeiteten so wie das Programm von der Kassette kam. Dieses Programm hatten vorher die Ingenieure so eingerichtet und auf die Kassetten gespeichert, wie Schneider den Schuh geschnitten und genäht haben wollten.
Gab es Kassetten in Amerika?
In Amerika gab es schon 1954 so etwas wie eine Kassette. Bei ihr wurde das Band aber automatisch aufgewickelt. Darum benötigten sie keinen komplizierten Antrieb wie die Compact Cassette. Und man nannte sie weniger „Kassette“, sondern eher „Cartridge“, was soviel heißt wie „Kartusche“, womit mehr so etwas wie ein Behälter für Tonband gemeint ist.
Bernhard Cousino hat dieses Endlosband erfunden. In Jahr 1952 hatte er westlich am Eriesee eine Elektronikfirma und erfand dort diese endlose Bandschleife, bei der das Band nicht mehr zurückgespult werden musste und gleich startbereit wieder auf Anfang stand. Zunächst war das ein Teil aus Plastik, dass man auf Rollentonbandgeräten befestigte, um das Endlosband zu benutzen. Als er diese Technik mit Tonband in einem Plastikgehäuse eingebaut hatte, nannte es „Tapette“. Denn „Tape“ ist das englische Wort für „Band“. Später gab es sie auch unter den Namen „Orrtronic Tapette“. Auf manchen Tonbandgeräten konnte man diese „Tapette“ direkt auflegen, wo sonst das Tonband von der einen zu anderen Rolle von Hand eingefädelt werden musste. So konnte die Werbung viel einfacher im Radio gespielt werden.
Auch diese Kassette hatte das breite Tonband wie es beim Rollentonband benutzt wurde, aber mit zusammengeklebten Bandenden, so dass es endlos lief. Dazu hatte sie nur eine Rolle, aus der das Band innen herausgezogen wurde und außen wieder aufgewickelt wurde, nachdem es den Tonkopf passiert hatte. Damit das auch funktionierte, war das Band sehr locker aufgewickelt, denn die unterschiedlichen Durchmesser der Rolle erforderten, dass das aufgewickelte Band innerhalb des Wickels auf der Rolle nachrutschte. Das war der Grund, weshalb die Rollen einen großen Kern hatten und niemals ganz voll mit Band bewickelt waren.
3-Spur-Kassette
In Bernhard Cousinos Büro saß auch George Each. Er produzierte Werbung und entwarf ein neues Gehäuse für Cousinos Endlostonband. Das wurde der „Fidelipak“. Der Unterschied war nicht nur ein stabileres Gehäuse. Die Magnetschicht war ab jetzt außen und nicht mehr wie beim Rollentonband innen. In den Studios in denen das Radio gemacht wird, wurde die gleiche Kassette unter dem Namen „NAB-Cartridge“ benutzt und dort war sie auch die Kassette für die Jingle-Maschine. Beim Radio nannte man sie auch nur verkürzt „CART“. Da es sie mit Tonband in verschiedenen Längen gab, konnte dieselbe Werbung oder Senderkennung, also diese kurze Melodie, die den einen Radiosender eindeutig ist, gleich noch einmal abgespielt werden. Auch die Jingles einzelner Sendungen kamen von solchen Kassetten. In ihr lief das Band viermal so schnell wie in der Compact Cassette, was auch die Rundfunkqualität erfüllte. 3-Spur-Kassette nannte man die „NAB-Cartridge“ weil sie zwei Spuren für Ton hatte und eine dritte, auf der besondere Signale aufgezeichnet waren. Diese zeigten der Maschine, dass die Tonaufnahme an dieser Stelle zu Ende war, so dass das nächste Gerät mit Musik oder anderer Werbung starten konnte, damit keine Ruhepausen im Radio gesendet wurden. Auch war der Anfang des Jingles auf dieser dritten Spur markiert, damit das Jingle auf Knopfdruck sofort starten konnte.
4-Spur-Kassette
1962 arbeitete George Each mit Earl Muntz zusammen und baute für ihn eine neue Endloskassette. Unter dem Namen „Muntz Stereopak“ kam diese Kassette 1964 in die amerikanischen Läden. Den Geschäftsmann Earl Muntz, nannte man auch „Madman Muntz“, weil er so verrückte Werbung machte. Er war jemand, der darauf bestand, dass Technik ganz einfach zu bedienen sein musste. Manchmal war das auch mit weniger Geld zu machen. Da damals gute Lautsprecher sehr teuer waren und diese nur selten gekauft wurden, entschied Muntz das Band in seiner Kassette nur halb so schnell wie im Fidelipac laufen zu lassen, was auch nur halb soviel Tonband benötigte. Damit war die Musik auf der Kassette nicht schlechter als sie die Lautsprecher wiedergeben konnten. Das Band war aber immer noch doppelt so schnell wie die Compact Cassette. Muntz, der Autos, Radios und Fernsehgeräte verkaufte, wollte eine Kassette fürs Auto.
Noch war die Compact Cassette nicht da und bisher gab es in Amerika Schallplattenspieler fürs Auto, die bei jedem Schlagloch, Bordstein oder Bahnübergang übersprangen und die Musik irgendwo weiterspielten, aber nicht am Stück. Das wollte Muntz ändern. Darum fing er an, seine Stereopak-Kassetten herzustellen und zu verkaufen. Er hatte andere Probleme, bevor die inzwischen erschienene Compact Cassette die Autoradios eroberte und er musste mit der Herstellung seiner Stereopak-Kassetten aufhören.
8-Spur-Kassette
Auch der Flugzeugbauer William Lear, genannt „Bill“, machte sich Gedanken und entwickelte eine ähnliche Kassette um auch beim Fliegen Musik hören zu können. Unter dem Namen „Stereo-8“ oder „8-Track“ kam diese Kassette in die Läden und wurde erfolgreicher als die von Muntz. Auf diese Kassette passte doppelt soviel Musik wie auf die Kassette von Muntz. Das Band war dasselbe und wurde genauso schnell transportiert. Nur war im Gerät ein anderer Tonkopf. William Lear gelang das Kunststück das Gerät für seine Kassetten so zu bauen, dass es keinen Ein/Aus-Schalter hatte. Schob man die Kassette ins Gerät, ging dieses auch an. Zog man sie heraus, ging auch das Gerät aus. Das erreichte er, indem er die Gummirolle nicht ins Gerät, sondern in jede Kassette einbaute. Der Schalter war so im Gerät eingebaut, dass ihn die Kassette drückte.
William Lear achtete darauf, dass seine Kassetten nie ein durchsichtiges Gehäuse bekamen, da er befürchtete, dass die Leute von so wenig Band darin enttäuscht sein würden. Erst in den 1980er Jahren entschieden sich immer mehr Leute für die Compact Cassette, sodass Stereo-8 wegen nicht mehr hergestellt wurde. Im Jahr 1988 wurde die letzte dieser Kassetten in die Läden geliefert. Die Zahl 8 steht dafür, dass bei dieser Kassette das Band in acht Spuren aufgeteilt ist. Das sind vier Programme, mit je zwei Kanälen. Die zwei Kanäle sind für den linken und den rechten Lautsprecher. Dafür wurde der Tonkopf auf dem Band verschoben. Das kann man sich vorstellen wie ein Auto auf einer Autobahn mit vier Fahrspuren.