Deutsches Kaiserreich

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Der junge Kaiser Wilhelm der Zweite und seine Familie, auf Schloss Sanssouci in Potsdam. Die Jungs tragen Matrosenanzüge: Solche Kinderkleidung erinnerte an die Soldaten der Marine. Die gab es schon längst und auch in anderen Ländern. Aber Wilhelm war besonders von der Marine begeistert und glaubte, durch sie würde Deutschland wichtiger in der Welt werden.

Deutsches Kaiserreich nennt man Deutschland im Zeitraum, als es einen Kaiser hatte. Das war in den Jahren 1871 bis 1918, also bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Der eigentliche Name des deutschen Staates war allerdings nur „Deutsches Reich“.

Deutschland bestand damals aus mehreren Bundesländern. Davon war Preußen das weitaus größte: Zwei Drittel aller Deutschen lebten in Preußen. Der preußische König war auch immer automatisch der Deutsche Kaiser. Andere Teile Deutschlands waren Bayern, Sachsen und über zwanzig weitere Bundesländer, die damals „Bundesstaaten“ hießen.

Der Kaiser bestimmte den Chef der Regierung, den Reichskanzler. Bis ins Jahr 1890 war dies Otto von Bismarck. Für Gesetze war allerdings ein Parlament zuständig, der Reichstag, und außerdem der Bundesrat. Der Bundesrat war ein Organ, das die Bundesländer vertrat.

In der Zeit des Kaiserreiches nahm die Industrialisierung erst richtig Fahrt auf. Viele Menschen zogen vom Land in die Stadt, um dort zu arbeiten. Es entstanden große Fabriken. Viele neue Dinge wurden erfunden, wie das Kino und das Auto. Die Gesellschaft veränderte sich.

Wie kam es zum Kaiserreich?

Das deutsche Kaiserreich wurde in Frankreich verkündet, im Schloss der französischen Könige. Den Tag, den 18. Januar, hat man später als „Reichsgründungstag“ gefeiert. Allerdings: An diesem Tag hatte Wilhelm der Erste schon längst seinen neuen Kaisertitel, durch eine neue Verfassung.

Deutschland bestand lange Zeit aus einzelnen Staaten. Sie arbeiteten im Deutschen Bund zusammen. Die Staaten Österreich und Preußen stritten sich, wer die Führung haben sollte. Im Jahr 1866 gab es darüber sogar einen Krieg, den Deutschen Krieg.

Preußen gewann den Krieg und gründete einen Bundesstaat, den Norddeutschen Bund. Alle Staaten nördlich des Flusses Rhein waren seine Bundesländer. Später kam es wieder zu einem Krieg, diesmal gegen Frankreich. Die deutschen Länder im Süden schlossen sich dem Norddeutschen Bund an. Er erhielt einen neuen Namen, Deutsches Reich. Der preußische König durfte sich seitdem auch Deutscher Kaiser nennen.

Wie groß war das Kaiserreich?

Deutsche Soldaten in der Kolonie Süd-Westafrika, auf Kamelen

Zum Kaiserreich gehörten viele Gebiete, die heute nicht mehr deutsch sind. Deutschland verlor nämlich seitdem viele Gebiete im Osten an Polen und andere Länder. Das waren vor allem preußische Provinzen wie Ostpreußen und Schlesien.

Elsaß-Lothringen lag vorher im Osten Frankreichs. Aber im Krieg gegen Frankreich, in den Jahren 1870 und 1871, hat Deutschland es erobert und sich einverleibt. Dort lebten Menschen, die Deutsch sprachen, aber nicht unbedingt zu Deutschland gehören wollten. In den über vierzig Jahren, in denen Elsaß-Lothringen ein Teil Deutschlands war, war es nicht gelungen, sie für Deutschland zu begeistern.

Außerdem hatte Deutschland damals Kolonien, vor allem in Afrika. Später erhielt Deutschland noch einige Gebiete in Asien, beispielsweise Tsingtao in China. In dieser Zeit wurden Aufstände der Menschen, die dort lebten, brutal niedergeschlagen. Die Menschen in den Kolonien hatten kaum Rechte. Es dauerte lange, bis Deutschland an diesen Gebieten Geld verdiente. Es war also nicht nur ungerecht, dass Deutschland über diese Gebiete herrschte, sondern auch teuer.

Wie endete das Kaiserreich?

In der Mitte des Bildes sieht man den ehemaligen Kaiser, Wilhelm den Zweiten. Er steht auf einem Bahnsteig in Belgien. Gleich wird er weiterfahren in die Niederlande, wo er Asyl bekam. Wilhelm schimpfte noch jahrelang über die „Saurepublik”.

Im Jahr 1914 kam es zum Ersten Weltkrieg. Noch heute streiten sich Wissenschaftler, wer wie viel Schuld daran hatte. Man ist sich aber einig, dass deutsche Politiker viel falsch gemacht hatten. Sie hatten sich auf den Krieg eingelassen, weil sie fürchteten: Wenn es in ein paar Jahren sowieso zu einem Krieg kommt, dann haben die anderen Länder mehr Waffen angesammelt als wir.

Vier Jahre später mussten die deutschen Politiker erkennen, dass sie den Krieg nicht gewinnen konnten. Auch manche Soldaten wollten nicht weiterkämpfen. Sie wollten nicht sinnlos ihr Leben aufs Spiel setzen. So kam es zu Aufständen gegen die Führung. Viele Leute waren unzufrieden, weil sie im Krieg immer weniger zu essen hatten.

Am 9. November des Jahres 1918 hatte der Reichskanzler Angst, dass es zu einer Revolution wie in Russland käme. Darum behauptete er, der Kaiser wolle nicht mehr Kaiser sein. Seine Macht übergab der Reichskanzler an dem Chef der sozialdemokratischen Partei, an Friedrich Ebert. Ebert sorgte dafür, dass es Wahlen für ein neues Parlament gab.

Einige Monate später gab es eine neue Verfassung für Deutschland. Darin stand, dass Deutschland eine Republik ist. Das Staatsoberhaupt war kein Kaiser mehr, sondern ein Reichspräsident. Auch wenn sich vieles änderte: Diese Weimarer Republik war ansonsten derselbe Staat wie das Kaiserreich. Das bedeutete auch, dass sie die Schulden des Krieges bezahlen sollte.



Zu „Deutsches Kaiserreich“ gibt es auch einen Artikel für Lese-Anfänger auf MiniKlexikon.de und weitere Such-Ergebnisse von Blinde Kuh und Frag Finn.

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