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Aserbaidschan
Aserbaidschan ist ein Land an der Grenze von Europa zu Asien. Oft wird es nur zu Asien gezählt, teilweise aber auch zu Asien und Europa. Es ist ungefähr so groß wie Österreich. In den Zeitungen Aserbaidschans liest man oft, dass sich das Land als eine „Brücke zwischen Europa und Asien“ sieht.
Es liegt im Kaukasus mit viel Hochgebirge und am größten See der Welt, dem Kaspischen Meer. Ein Teil des Landes ist von der Armee des Nachbarn Armenien besetzt und ein Teil besteht darauf, ein unabhängiger Staat zu sein. Dieser Staat nennt sich Bergkarabach. Er ist aber von keinem anderen Staat der Erde anerkannt.
Ein anderer Teil des Landes mit dem Namen Nachitschewan liegt komplett gesondert. Man kommt nur mit dem Flugzeug dorthin oder muss durch ein anderes Land fahren. Den kürzesten Weg kann man aber nicht nehmen, weil die Grenze zum südlichen Nachbarn Armenien geschlossen ist.
Die Hauptstadt Baku liegt ganz im Osten direkt am Kaspischen Meer und ist die größte Stadt. Fast jeder vierte Einwohner des Landes lebt hier. Aserbaidschan wird oft „Land des Feuers“ genannt. Dieser Zusatztitel für die Gegend ist schon sehr, sehr viel älter als das Land Aserbaidschan und man weiß nicht ganz genau, was damit ursprünglich gemeint war. Es gibt jedoch ein Naturschauspiel, mit dem man heute diesen Titel meistens erklärt: An vielen Stellen kommt Erdgas aus dem Boden. Wenn sich dies entzündet, sieht man viele kleine Feuer aus der Erde kommen.
Wie sieht die Landschaft aus?
Obwohl das Land eher klein ist, sind seine Oberfläche, die Landschaften und das Klima sehr abwechslungsreich. Fast das ganze Land ist von Bergen umgeben. Im Norden des Landes ist das Hochgebirge Großer Kaukasus. Es gibt dort hohe, steile Berge mit Gipfeln, die immer mit Schnee bedeckt sind, und viele Gletscher. Man findet außerdem tiefe Schluchten und viele Bergseen mit kristallklarem Wasser. Etwa ab der halben Höhe bis zum Fuß des Gebirges gibt es viel unberührten Wald.
Im Süden des Landes im Gebirge Talysch liegen uralte Laubwälder, richtige Urwald-Laubwälder. Wissenschaftler sagen: Das ist die Wiege der heutigen europäischen Laubwälder. Von hier aus haben sich die Laubbäume über ganz Europa verbreitet. Zwischen den Gebirgen im Norden und Süden liegt die "Transkaukasische Senke". Dieses Gebiet liegt teilweise tiefer als der Meeresspiegel. Ein großer Fluss mit hunderten kleinen Nebenflüssen durchzieht die Senke von Nordwest nach Südost bis zum Kaspischen Meer. In Aserbaidschan gibt es außerdem Steppen, Halbwüsten, salzige Wüstenseen, Vulkane und viele Schlammvulkane. An der Küste gibt es riesige Sümpfe und breite Sandstrände.
Wie sind Wetter und Klima in Aserbaidschan?
Bei so viel unterschiedlichen Landschaften und durch die großen Höhenunterschiede ist auch das Wetter an einem Tag besonders unterschiedlich. Man kann innerhalb von nur zwei Stunden Autofahrt unterschiedliches Wetter erleben. Das ist bei so einem kleinen Land ungewöhnlich.
Will man etwas über typisches Wetter in den verschiedenen Jahreszeiten und über mehrere Jahre hinweg wissen, spricht man besser über das Klima. In Aserbaidschan ist das Klima an den einzelnen Orten sehr viel unterschiedlicher als in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Je nachdem, wo man ist, kann es eisig wie in den Polarregionen, feucht-warm, angenehm trocken-warm oder trocken-heiß sein.
An der Küste ist es fast das ganze Jahr mild und es gibt wenig Niederschlag. Die Temperaturen schwanken im Winter meistens nur zwischen plus 2 Grad Celsius und plus 7 Grad. Es gibt nur selten ein bisschen Frost und wenig Schnee, der fast immer schnell wegtaut. Die Temperaturen im Sommer schwanken etwa zwischen +20° und +35°. Durch den angenehmen warmen Wind vom See "Kaspisches Meer" empfindet man die +35° aber oft nicht als heiß. Das Gebiet Nachitschewan ist ein anderes Beispiel: Hier gibt es im Winter oft Temperaturen von −30 °C und im Sommer von +40 °C. Man könnte noch eine lange Liste mit solchen sehr unterschiedlichen Beispielen schreiben.
Was ist früher in Aserbaidschan passiert?
Etwa 800 Jahre lang bis 1538 gab es den selbständigen Staat Schirwan. In ihm regierten die Schahs von Schirwan, die fast alle aus der gleichen Familie kamen. Schah ist ein Titel für einen Herrscher etwa wie König. Schah von Schirwan bedeutet also in etwa König von Schirwan.
Häufig fielen fremde Armeen in das Land ein und versuchten es zu erobern. Überall im Land ließen die Schahs deshalb Festungen bauen. So konnten sie die Unabhängigkeit lange erhalten. Nachdem im 12. Jahrhundert ein Erdbeben die Hauptstadt Schirwans zerstört hatte, machte der damalige Schah den Ort Baku zur neuen Hauptstadt. Diese Stadt ist heute auch die Hauptstadt von Aserbaidschan.
Nach dem Jahr 1500 konnte Schirwan den Eroberungsversuchen nur noch schwer standhalten. 1538 war es nur noch die Provinz eines großen Nachbarreiches. Später eroberte das russischen Zarenreich das Gebiet. 1917 wurde aber der russische Zar gestürzt. Viele Gruppen von Menschen im Zarenreich wollten nun eigene Staaten gründen oder einen ehemaligen Staat wieder herstellen. Das passierte auch im Kaukasus.
So wurde Aserbaidschan 1918 gegründet. Es war aber nur ganz kurze Zeit unabhängig und gehörte dann für viele Jahre zur Sowjetunion. Seit 1991 ist es wieder unabhängig und eine Republik.
Früher führte durch Aserbaidschan ein Teil der Seidenstraße. Das war eine besonders lange Handelsstrecke mit einer Länge von fast 6.000 Kilometern. Über diese Strecke transportierten Fernhändler Waren von Asien nach Europa und umgekehrt.
Was sollte man über die Menschen in Aserbaidschan wissen?
In Aserbaidschan leben etwas mehr Menschen als in Österreich oder der Schweiz. Wer mit einem Bundesland Deutschlands vergleichen will: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern haben mehr Einwohner als Aserbaidschan, alle anderen haben weniger.
Die meisten Menschen in Aserbaidschan sprechen Aserbaidschanisch. Weil das Land aber lange Zeit zur Sowjetunion gehörte, sprechen auch viele als Zweitsprache Russisch. Armenier, Talyschen, Russen, Lesgier und Georgier sind aserbaidschanische Bürger, aber ihre Muttersprache ist nicht Aserbaidschanisch. Es gibt noch mehr Gruppen in der Bevölkerung, die eine andere Muttersprache haben.
Seit einigen Jahren verändert sich das Leben rasch, vor allem in den Großstädten. Überall lässt die Regierung neue Straßen, Wohnungen und Schulen bauen. Viele Menschen sind schon aus den Dörfern in eine Stadt gezogen. Die meisten haben die Hauptstadt Baku gewählt, weil sie auf eine gut bezahlte Arbeit und ein besseres Leben hoffen. Oft erfüllt sich dieser Traum aber nicht. Trotzdem bleiben die Menschen in den Städten. Die Regierung fördert die Bauern jetzt etwas mehr. Denn sie sollen das Land mit Lebensmitteln versorgen. Wenn alle in die Stadt ziehen, ist keiner mehr da, um auf den Feldern zu arbeiten.
Die große Familie mit allen Onkels, Tanten, Kusinen und Cousins zusammen ist in Aserbaidschan sehr wichtig. Außerdem haben Männer in Aserbaidschan mehr zu bestimmen als Frauen. Viele Menschen glauben, Jungen und Männer sind mehr wert. In den großen Städten passiert das ein bisschen weniger, in den Dörfern ist es aber total normal. Die Familie bestimmt über den Lebensweg der Frauen. Wenn sie verheiratet sind, macht das der Ehemann. Wenn Frauen das Bestimmen der Familie nicht mehr wollen und es sich trauen, ziehen sie oft in die Hauptstadt Baku. Hier ist es für sie etwas einfacher, über sich selbst zu bestimmen.
Staat und Religionen sind in Aserbaidschan sehr streng getrennt. Die Religionsgruppen dürfen sich in die Politik nicht einmischen. Die Regierung sagt aber auch, dass der Islam die kulturelle Tradition des Landes ist. Sehr viele Bürger Aserbaidschans sagen, dass sie muslimisch sind. Doch nur wenige leben ihren Glauben sehr streng. Für sie sind die kulturellen Traditionen wie die Feiertage wichtiger als zum Beispiel regelmäßig in die Moschee zu gehen.
Es gibt auch Familien mit zwei Religionen und die meisten Aserbaidschaner finden das nicht schlimm. Manche Leute hetzen dagegen. Noch sind sie wenige, aber es stimmen immer mehr Menschen ihnen zu.
Ungefähr eine Million Menschen sind seit vielen Jahren Flüchtlinge und leben sehr arm. Sie haben kein richtiges Zuhause. Das kommt so: Ein Teil des Landes ist von der Armee des Nachbarn Armenien besetzt und ein Teil besteht darauf, ein unabhängiger Staat zu sein. Dieser Staat nennt sich „Bergkarabach“. Seit über 20 Jahren gibt es immer wieder Kämpfe. Vor den Kämpfen sind viele Menschen geflohen. Einige Flüchtlinge wollen nun wieder in ihre Heimat zurück, auch wenn sie besetzt ist. Aber die Regierung lässt sie nicht. Andere warten darauf, dass die Gebiete eines Tages wieder richtig zu Aserbaidschan gehören.
Wer hat in Aserbaidschan das Sagen?
Aserbaidschan ist eine Republik mit einem Parlament und das Staatsoberhaupt ist ein Präsident. Obwohl es mehrere Parteien gibt, hat vor allem der Präsident das Sagen. Er hat viel mehr Rechte in der Führung des Staates und muss weniger das Parlament fragen als in den meisten anderen Ländern mit einem Parlament. Er bekommt jedes Jahr immer mehr Rechte dazu. Seit 2016 darf er auch das Parlament auflösen und länger regieren, bevor die nächste Wahl kommt.
Der jetzige Präsident regiert seit dem Jahr 2003, und davor war es 10 Jahre lang sein Vater. Aus der Familie des Präsidenten sind in ganz kurzer Zeit viele wichtige Chefs in der Wirtschaft geworden. Sie sind jetzt sehr reich. Es gibt viele Menschen, die sagen: Das alles ist nicht demokratisch. Aserbaidschaner, die das ehrlich sagen, müssen dafür aber oft ins Gefängnis.
Wofür ist Aserbaidschan bekannt?
Aserbaidschan wird oft „Land des Feuers“ genannt. An vielen Stellen kommt durch hohen natürlichen Druck Erdgas aus dem Boden. Wenn sich dies entzündet, sieht man viele kleine Feuer aus der Erde kommen. Das passiert auch häufig an den Berghängen, die man vom Kaspischen Meer sehen kann. In der Nähe von Baku gibt es den Berg Yanardag. Dort brennt es schon seit mehr als 1000 Jahren. Touristen fahren gern hin, um sich dieses Naturschauspiel anzusehen.
Es gibt eine lange Tradition im Herstellen von Teppichen und Stoffen aus Seide. Fast hatten die Menschen dies alles vergessen. Doch seit einigen Jahren möchten immer mehr Besucher die Teppiche mit den alten Mustern und Seide kaufen.
Womit verdienen die Menschen in Aserbaidschan ihr Geld?
Sehr wichtig sind für Aserbaidschan Erdöl und Erdgas. Das kann man anderen Ländern verkaufen. Das Erdöl hat eine besonders gute Qualität. Deshalb kann man es auch als Treibstoff für Raketen verwenden. Viele Menschen arbeiten in der Erdölproduktion oder in Unternehmen, die etwas herstellen, was dafür gebraucht wird. Zwei riesige Rohrleitungen ziehen sich durch das Land. Eine ist für den Export von Erdöl und eine für Erdgas. Hieran arbeiten ebenfalls viele Menschen.
Die größte Industriestadt des Landes liegt etwas nördlicher von Baku und auch an der Küste. Sie heißt Sumgait und gehört zu den giftigsten Städten der Welt. Trotzdem arbeiten hier viele Menschen, weil man gut Geld verdienen kann. Aber viele sind oft krank.
Viel weniger Menschen als früher arbeiten heute in der Landwirtschaft. Sie bauen vor allem Gemüse, Getreide, Kartoffeln, Nüsse, Früchte und Beeren, Tee und Baumwolle an. Auf großen Weiden und in den Bergen gibt es Viehherden: Kamele, Schafe und Rinder.
Die Regierung will, dass die Bauern und Hirten auf dem Land wohnen bleiben. Sie sollen nicht in die großen Städte umziehen. Das machen sie nur, wenn sie von ihrer Arbeit besser leben können. Daher gibt die Regierung ihnen mehr Geld.
Jedes Jahr kommen mehr Touristen in das Land. Sie wollen vor allem die schönen unterschiedlichen Landschaften, die Naturschauspiele und die alten Städte an der Seidenstraße sehen. Deshalb arbeiten immer mehr Menschen für die Touristen. Aber es sind noch lange nicht so viele, wie es in der Schweiz oder in Österreich sind. Man kann das gut vergleichen, weil die Einwohnerzahl ähnlich ist.
Wie leben die Kinder in Aserbaidschan?
Mit 6 Jahren müssen alle Kinder für 9 Jahre in die Schule gehen. In den großen Städten sind die Schulen oft modern. In den Dörfern sitzen sehr viele Schüler in einer Klasse. In den höheren Klassen lernen die Schüler ein oder zwei Fremdsprachen. Die wichtigsten Fremdsprachen sind Russisch und Englisch, danach kommt Deutsch.
Kinderarbeit ist verboten bis zum Alter von 15 Jahren. Dennoch arbeiten viele Kinder armer Familien. Manche müssen im Familienbetrieb arbeiten oder auf dem Land. Sie tun dies nach der Schule auf den Feldern und in den Obstgärten. In den Bergen und in der Steppe arbeiten Kinder als Viehhirten. Sie fehlen aber auch sehr oft in der Schule. Auf dem Land schauen die Kontrolleure der Regierung oft darüber hinweg.
Viele Familien haben Kinderfrauen, mehr als wir es in den deutschsprachigen Ländern kennen. Diese betreuen die Kinder und bringen sie überall hin: zum Kindergarten oder zur Schule, zum Musikunterricht oder zum Reiten.