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Version vom 2. Juni 2020, 19:15 Uhr
Die Reformation wollte die Kirche des 15. Jahrhunderts verändern oder wiederherstellen. Dies ist auch die Bedeutung des Wortes „Reformation“. Sie begann im Jahr 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt genagelt haben soll. Sie endete im Jahr 1648 mit dem Westfälischen Frieden. Diese lange Zeit nennt man „Reformation“.
So entstand in Deutschland die Evangelische Kirche. Diese Kirchen feiern jedes Jahr am 31. Oktober den Reformationstag. Man vermutet, dass Luther an diesem Tag im Jahr 1517 in Wittenberg die Reformation begonnen hat. In den Niederlanden und in der Schweiz nennen sich viele Gläubige die Reformierten.
Die Reformation gab es nicht nur in Deutschland: In der Schweiz waren Huldrych Zwingli und Johannes Calvin zwei wichtige Reformatoren, in England war es John Knox. Durch ihr Wirken veränderte sich jedoch nicht die ganze damalige Kirche, sondern sie teilte sich auf: Der herkömmliche Teil war die Katholische Kirche. Die neuen Teile waren uneinheitlich: Es gab die Lutheraner und die Reformierten, die Anglikaner und viele andere.
Ein anderes Beispiel für eine neue Kirche ist die anglikanische Kirche in England. Es entstanden auch viele kleine Kirchengemeinden, die sich untereinander gestritten haben. Gemeinsam nennt man die evanglischen, reformierten und anglikanischen Kirchen „protestantisch“.
Was wollte die Reformation verändern?
Am wichtigsten war die Abschaffung des Ablasshandels: Priester verkauften Ablass-Briefe. Die versprachen einem die Vergebung der Sünden und den direkten Weg in den Himmel. Man konnte damit also die Zeit im Fegefeuer auslassen oder zumindest verkürzen. Die Reformatoren vertraten die Überzeugung, dass Jesus am Kreuz stellvertretend für die Menschen alle Sünden abgebüßt hat. Allein dadurch, also durch diese Gnade, würde ein Mensch in den Himmel kommen.
Der zweite wichtige Punkt betraf die Bibel. Es gab sie bisher nur in Latein. Jeder Mensch sollte jedoch seine eigene Bibel lesen können. Deshalb wurden sie übersetzt: Luther und Zwingli übersetzten sie ins Deutsche, John Wycliff ins Englische und viele andere in ihre eigene Muttersprache. Der Buchdruck machte es billiger, eine Bibel zu kaufen.
Der Einfluss des Papstes sollte abgeschafft werden. Die Reformatoren vertraten den biblischen Gedanken, dass Gott durch seinen Heiligen Geist überall dort mit dabei ist, wo Menschen sich treffen und sich mit Gott befassen. Ihren Reichtum aus den Ablass-Briefen sollten der Papst und die Kirche besser den Armen verteilen.
Die Heiliger sollten viel weniger wichtig genommen werden. Maria sollte auch als Mutter von Jesus keine Sonderstellung haben. Insbesondere brauchte es die Heiligen nicht, damit sie vor Gott für uns Bitten vortrugen. Den Zugang zu Gott hatte jeder Mensch durch sein eigenes Gebet.
Die Kirchenräume sollten nüchtern sein und nicht so überladen. Die vielen Bilder und Figuren würden die Menschen nur von der Konzentration auf Gott, die Vorlesungen und die Predigt ablenken.
Alle Menschen sollten heiraten dürfen, auch wenn sie ein kirchliches Amt ausübten. Luther sah in der Bibel keinen Grund, warum Kirchendiener ledig bleiben sollten. Dass Jesus unverheiratet blieb, wollte er nicht auf die Menschen übertragen.
Eine weitere Streitfrage war das Abendmahl. Die Katholiken glauben, dass sich das Brot tatsächlich in den Leib Jesu verwandelte und der Wein in sein Blut. Für die Reformierten geht es nur darum, dass man sich an Jesus erinnert. Es gab noch viele weitere solcher Fragen.
Was wurde aus der alten Kirche?
Die alte Kirche gab es weiter. Man kennt sie seitdem vor allem als die römisch-katholische Kirche. Als es die Reformation schon gab, startete sie die Gegenreformation: Die neuen Kirchen sollten bekämpft werden. Das war einer der vielen Gründe auch für den Dreißigjährigen Krieg.
Doch auch die katholische Kirche veränderte sich. Viele Missstände wurden abgeschafft, die zur Reformation geführt hatten. Viele Katholiken in Europa erlebten, eine Minderheit in einem protestantischen Land zu sein. Heute arbeiten sie aber auch mit Protestanten zusammen, was man Ökumene nennt.
Ulrich Zwingli war ein Reformator aus der Schweiz
John Knox reformierte die Kirche in Schottland
Eine reformierte Kirche in den USA
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