Pariser Vorortverträge: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 31. Januar 2021, 08:50 Uhr

Auf dieser Karte sieht man, wie sich Europa durch den Krieg verändert hat. Man sollte jedoch beachten, dass nicht alle diese Gebietsveränderungen auf die Pariser Vorortverträge zurückgehen.

Die Pariser Vorortverträge waren Verträge, die im Jahr 1919 von den Siegern des Ersten Weltkriegs geschrieben wurden. Es handelt sich um fünf Verträge, welche in Vororten von Paris verfasst wurden. Die Verträge beendeten den Krieg und regelten, was mit den unterlegenen Ländern passieren sollte. Es wurde zwar schon seit dem Jahr 1918 nicht mehr gekämpft, die Verträge machten die Umstände des Friedens jedoch fest. Mit der Unterzeichnung der Verträge wurde zugleich der Völkerbund gegründet, eine Art Vorgänger der UNO.

Die Verträge wurden von den Siegermächten alleine verfasst. Die unterlegenen Länder durften nicht mitbestimmen, was darin stand. Da sie den Krieg verloren hatten, waren sie gezwungen, zu unterschreiben, auch wenn sie mit den Verträgen nicht einverstanden waren. Am bekanntesten ist der Friedensvertrag von Versailles, sprich: Werssei. Darin wurde festgelegt, was mit dem Deutschen Reich passieren sollte. Über Österreich wurde im Vertrag von Saint-Germain, sprich: Sä-Schermää, bestimmt. Der Vertrag von Neuilly-sur-Seine, sprich: Nöi-i-sür-Sähn, wurde mit Bulgarien geschlossen, der Vertrag von Trianon, sprich: Trianoo, mit Ungarn und der Vertrag von Sèvres, sprich: Säwre, mit dem Osmanischen Reich.

Inhaltsverzeichnis

Was wurde über Deutschland bestimmt?

Im Schloss Versailles wurde der Vertrag zwischen Deutschland und den Siegermächten unterzeichnet.
Dieses Gemälde zeigt die Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles mit den anwesenden Staatschefs.

Das Schicksal Deutschlands wurde im Friedensvertrag von Versailles besiegelt. Der Vertrag legte zunächst fest, dass Deutschland Land abgeben musste. Es verlor etwa einen Sechstel seines Staatsgebietes. Teile der Deutschen Ostgebiete gingen an das neugegründete Polen. Elsaß-Lothringen ging ebenso an Frankreich wie die Kolonie Kamerun. Die Kolonien in Asien gingen an Japan. Später gab es noch Volksabstimmungen, in denen bestimmt wurde, dass Deutschland Eupen-Malmedy an Belgien und den nördlichen Teil von Schleswig-Holstein an Dänemark abtreten muss.

In den Verträgen wurde auch festgelegt, das Deutschland seine Armee verkleinern müsse: Es dürfte nur noch höchstens 100.000 Soldaten haben und die Wehrpflicht sollte abgeschafft werden. Außerdem dürften sich keine Soldaten im Rheinland befinden, da dieses an Frankreich grenzt. Im Grenzbereich durften auch keine Festungen errichtet werden. Das Ziel der Siegermächte war es, die deutsche Armee möglichst schwach zu halten, um einen weiteren Krieg zu verhindern.

Der Vertrag sah zunächst vor, dass Deutschland seine Kriegsverbrecher ausliefern sollte, damit die Siegermächte sie vor ein Gericht stellen können. Letztlich einigte man sich jedoch, dass Deutschland insgesamt 895 Kriegsverbrecher, darunter wichtige Politiker und Offiziere der Armee, im eigenen Land vor Gericht stellt. Der Hauptkriegsverbrecher, Kaiser Wilhelm der Zweite, floh in die Niederlande. Die Niederlande weigerten sich, ihn auszuliefern.

Der bekannteste Teil des Vertrages ist der Artikel 231, der auch „Kriegsschuldartikel“ genannt wird. Darin steht, dass Deutschland und seine Verbündeten den Krieg verursacht hatten. Mit der Unterzeichnung des Vertrages stimme Deutschland dem zu und erkläre sich bereit, für die Schäden des Krieges, zu bezahlen. Man nennt das auch Reparationszahlungen.

Welche Auswirkungen hatte der Vertrag auf Deutschland?

Die Deutschen, die in den Gebieten lebten, die an Polen gingen, sollten die deutsche Staatsbürgerschaft abgeben, um Polen zu werden. Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten, wanderten viele Deutsche in den Ostgebieten nach Deutschland aus. Umgekehrt kehrten viele Polen, die in Deutschland lebten, in die Ostgebiete zurück.

Die Versailler Verträge schadeten der deutschen Wirtschaft sehr. Durch die Gebietsverluste verlor Deutschland den Zugang zu großen Mengen wertvoller Rohstoffe wie Eisenerz oder Kohle. Deutschland konnte auch nur noch wenige Güter ins Ausland verkaufen, weil die anderen Länder nach dem Krieg keine Geschäfte mehr mit Deutschland machen wollten. Außerdem hatte Deutschland im Krieg viel Geld bei amerikanischen Banken geliehen. Dazu kamen die hohen Reparationszahlungen.

Um die Reparationszahlungen zu begleichen, wurde besonders viel Geld gedruckt. Das führte jedoch zu einer Hyperinflation. Die Ersparnisse der Menschen wurden über Nacht wertlos. Viele Bürger in Deutschland waren mit der Regierung unzufrieden. Sie wandten sich zunehmend radikalen Parteien wie der Kommunistischen Partei Deutschlands oder der NSDAP zu. Dieser Aufschwung der radikalen Parteien führte letztlich zum Aufstieg von Adolf Hitler. Hitler brach die Versailler Verträge. Er ließ zum Beispiel viele Waffen herstellen und vergrößerte die Armee wieder.

Was wurde über Österreich bestimmt?

Ankunft der österreichischen Delegierten, die den Vertrag unterzeichnen sollen, in Saint-Germain-en-Laye

Österreich wurde im Friedensvertrag von Saint-Germain ebenso wie Deutschland dazu verpflichtet, viele Gebiete anzugeben. Es verlor sogar noch deutlich mehr Anteil an seinem Land als Deutschland.

Böhmen und Mähren, die heute Tschechien bilden, wurden zusammen mit der Slowakei zur Tschechoslowakei. Südtirol, das Gebiet um die Stadt Triest sowie einige andere kleine Gebiete gingen an das Königreich Italien. Weitere Gebiete im Osten Europas gingen an Rumänien und Polen sowie an Jugoslawien, das neu gegründet wurde. Dafür erhielt Österreich das Burgenland, das vorher zu Ungarn gehört hatte.

Österreich wurde verboten, sich Deutschland anzuschließen. Auch durfte es nicht mehr die Bezeichnung „Deutschösterreich“ verwenden. Die österreichische Armee musste auf 30.000 Soldaten verkleinert werden und die Wehrpflicht sollte abgeschafft werden. Genauso wie Deutschland müssten Österreich und die Tschechoslowakei Reparationszahlungen in Milliardenhöhe leisten.

Was wurde über Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich bestimmt?

Proteste in Bulgarien gegen den Vertrag von Neuilly-sur-Seine
In diesem Gebäude wurde 1920 der Vertrag von Sèvres unterzeichnet. Heute befindet sich dort eine Pädagogische Schule.

Ungarn wurden im Vertrag von Trianon folgende Dinge befohlen: Es durfte keine Kriegsflugzeuge, Panzer und Kanonen mehr haben und musste seine Armee auf 35.000 Mann verkleinern. Ungarn musste die Slowakei an die neue Tschechoslowakei abgeben. Siebenbürgen ging an Rumänien. Andere Gebiete wie ganz Kroatien gingen an das neu gegründete Jugoslawien. Die Stadt Fiume wurde zunächst ein eigener Staat, weil Ungarn kein Interesse hatte, sie zu behalten. Später gehörte sie zu Italien. Heute gehört sie zu Kroatien und heißt Rijeka.

Bulgarien gab durch den Vertrag von Neuilly-sur-Seine einige Gebiete im Süden an Griechenland ab und andere, wie die Stadt Strumica, an Jugoslawien. Auch Bulgarien musste seine Armee verkleinern und 400 Millionen Dollar zahlen, um Kriegsschäden zu beheben.

Das Osmanische Reich verlor von allen unterlegenen Nationen am meisten Land und hatte danach mehr oder weniger die gleichen Grenzen wie die heutige Türkei. Die Osmanen sollten auf ihre Gebiete in Syrien und Mesopotamien verzichten. Diese wurden zunächst dem Völkerbund unterstellt und später zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt. Ebenso musste das Osmanische Reich seine Gebiete auf der Arabischen Halbinsel abtreten. Dort entstanden neue Staaten wie der Oman, das Sultanat Nadschd oder der Jemen. Die Armee des Osmanischen Reiches sollte fast aufgelöst werden bis auf eine kleine Ehrengarde des Sultans. Außerdem sollten die Osmanen Minderheiten im Land wie die Armenier oder Kurden besser schützen.

Auch der Vertrag von Sèvres hatte große Auswirkungen auf die Geschichte. Durch die willkürlichen Grenzziehungen der Franzosen und Briten in den ehemals osmanischen Gebieten entstanden im Nahen Osten zahlreiche Vielvölkerstaaten. In diesen Staaten gibt es bis heute Unruhen zwischen den verschiedenen Volksgruppen. So gehen der Nahostkonflikt und auch der Bürgerkrieg in Syrien in gewisser Weise auf den Vertrag von Sèvres zurück.



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