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Die deutschen Siedler und anderen Europäer machten im Vergleich zu den Eingeborenen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus. Die Eingeborenen hatten aber kaum Rechte. Sie waren keine deutschen Staatsbürger, sondern galten dem Reich als Untertanen. Darum konnten sie auch nicht mitbestimmen, was in der [[Politik]] passiert. Manche Eingeborene wurden zu [[Sklave]]n gemacht, die mit Gewalt dazu gezwungen wurden, den Deutschen beim Abbau und Transport der Rohstoffe zu helfen. | Die deutschen Siedler und anderen Europäer machten im Vergleich zu den Eingeborenen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus. Die Eingeborenen hatten aber kaum Rechte. Sie waren keine deutschen Staatsbürger, sondern galten dem Reich als Untertanen. Darum konnten sie auch nicht mitbestimmen, was in der [[Politik]] passiert. Manche Eingeborene wurden zu [[Sklave]]n gemacht, die mit Gewalt dazu gezwungen wurden, den Deutschen beim Abbau und Transport der Rohstoffe zu helfen. |
Version vom 23. Februar 2021, 17:50 Uhr
Deutsche Kolonien waren Gebiete, die das Deutsche Kaiserreich außerhalb Europas besaß. Die größten lagen in Afrika, einige kleinere auch in Asien und Ozeanien. Die Deutschen nannten ihre Kolonien „Schutzgebiete“. Damit war gemeint, dass die deutsche Armee dort deutsche Kaufleute und ihre Schiffe beschützte. Damit wollte Bismarck den deutschen Kolonialismus auch beschönigen, denn das Wort Kolonie hatte schon damals einen schlechten Klang.
Vor dem Ersten Weltkrieg war das deutsche Kolonialreich das drittgrößte der Welt, nach dem britischen und dem französischen Kolonialreich. Allerdings wohnten in den deutschen Kolonien weniger Menschen als im Kolonialreich der Niederlande. Nach dem Krieg musste Deutschland alle seine Kolonien abgeben. Einige wurden aber schon früher aufgegeben, weil es sich nicht mehr rechnete. Einige wurden auch im Krieg von anderen Ländern besetzt.
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Gab es schon vor der Kaiserzeit deutsche Kolonien?
Schon lange vor der Gründung des Kaiserreichs hatten deutsche Fürsten und Kaufleute Kolonien gegründet. Als erste deutsche Kolonie könnte man das Gebiet „Klein-Venedig“ im heutigen Venezuela bezeichnen. Kaiser Karl der Fünfte schuldete der Augsburger Adelsfamilie Welser Geld, das er sich für einen Krieg geliehen hatte. Um die Schuld zu begleichen, verpfändete er ihnen in einem Vertrag ein großes Stück Land in Südamerika. Die Welser verdienten ihr Geld hauptsächlich mit dem Verkauf von Indinaer-Sklaven. Dabei gingen sie sehr brutal gegen die Indianer vor. Der Vertrag wurde 1546 aufgekündigt, weil es den Welsern nicht gelang, eine funktionierende Kolonie aufzubauen.
Später gehörte Preußen von 1683 bis 1717 mal ein kleiner Abschnitt an der Küste von Ghana. Dort wurde eine Festung errichtet, die noch heute besichtigt werden kann.
Wie kam Deutschland zu seinen Kolonien?
In der Zeit des Kaiserreichs wollten viele Deutsche auch Kolonien haben. Bismarck war zunächst dagegen, weil ihm Kolonien zu teuer waren. Doch im Jahr 1878 änderte er diese Meinung. Warum er das machte, können die Wissenschaftler heute nicht genau sagen.
Als erstes wurde der Inselstaat Samoa zu einer deutschen Kolonie. In den Jahren danach sicherte sich Deutschland große Gebiete in Afrika, für die sich die anderen Kolonialmächte nicht interessierten. Das waren vor allem die heutigen Länder Togo, Namibia, Kamerun, Ruanda, Burundi und Tansania. In Asien und Ozeanien kamen noch Palau, Teile Papua-Neuguineas und andere kleine Gebiete dazu.
Um die Gebiete in Besitz zu nehmen, wurde oft ein Vertrag mit einem einheimischen Häuptling geschlossen. Die Deutschen gaben ihm Geld, Schmuck oder Waffen und versprachen, dass deutsches Militär die Eingeborenen beschützen würde.
Dabei haben die Deutschen auch unfair getrickst: Der Kaufmann Adolf Lüderitz kaufte in Namibia Land in Quadratmeilen. Der Häuptling dachte dabei an englische Meilen. Lüderitz meinte jedoch deutsche Meilen, was er aber nicht sagte. Eine deutsche Meile sind etwa 7.500 Meter, eine englische 1.600.
Im Jahr 1898 schloß das Deutsche Reich einen Vertrag mit China. Es pachtete für 99 Jahre das Gebiet um die Stadt Tsingtau. Die Deutschen errichteten dort das Pachtgebiet Kiautschou. Damit wollten sie sich mit der britischen Kolonie Hongkong messen.
Was machten die Deutschen in ihren Kolonien?
Die Deutschen errichteten an den Küsten kleine Städte, um Handel zu treiben. Im Landesinneren bauten sie Rohstoffe ab, die dann über die Häfen mit Schiffen nach Deutschland gebracht wurden. Dazu gehörte beispielsweise Kautschuk, aus dem man Gummi für Fahrrad- und Autoreifen machen konnte. Auf großen Plantagen in Afrika wurden Baumwolle und Sisal für die Herstellung von Textilien gepflanzt. Kokosnuss- und Palmöl wurden in der chemischen Industrie gebraucht. Des weiteren suchte man nach Diamanten und baute Kakao, Kaffee und Bananen an.
Die deutschen Siedler und anderen Europäer machten im Vergleich zu den Eingeborenen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus. Die Eingeborenen hatten aber kaum Rechte. Sie waren keine deutschen Staatsbürger, sondern galten dem Reich als Untertanen. Darum konnten sie auch nicht mitbestimmen, was in der Politik passiert. Manche Eingeborene wurden zu Sklaven gemacht, die mit Gewalt dazu gezwungen wurden, den Deutschen beim Abbau und Transport der Rohstoffe zu helfen.
Die Deutschen betrachteten die Eingeborenen als unwissende Kinder, die man belehren und erziehen muss. Missionare sollten sie zu Christen zu machen. In Schulen lernten sie die deutsche Sprache sowie die Kultur und Sitten kennen. Es bestand jedoch keine Schulpflicht. Die Deutschen wollten nämlich nicht, dass die Eingeborenen allzu gebildet werden und sich schließlich nicht mehr so gut unterdrücken lassen.
Manchmal wehrten sich die Eingeborenen gegen die deutschen Kolonialherren, die ihnen ihre Ländereien und ihre Lebensgrundlage wegnahmen. So beispielsweise im Jahr 1904 in Namibia. Die Deutschen schlugen den Aufstand jedoch mit Gewalt nieder und brachten mehr als die Hälfte der Eingeborenen aus den Völkern Herero und Nama um. Viele flohen in die Wüste, wo sie verdursteten. Heute weiß man, dass dies ein Völkermord war, so wie später der Holocaust. Es gab damals auch schon Konzentrationslager.
Was sieht man heute von Deutschland in den ehemaligen Kolonien?
In den ehemaligen Deutschen Kolonien leben heute nur noch sehr wenige Nachkommen der deutschen Siedler. In Namibia zum Beispiel sind es weniger als einer von hundert. Sie sind dann jedoch oft wohlhabend und haben hohe Positionen in der Wirtschaft. In keinem der heutigen Länder ist Deutsch noch eine wichtige Sprache. Sie wurde dort nach dem Ersten Weltkrieg meist von Französisch oder Englisch verdrängt. Manche Gewohnheiten der Deutschen sind jedoch bestehen geblieben. So isst man in manchen dieser Länder gerne Dinge wie Schnitzel oder Kaffee und Kuchen.
Das frühere Tsingtau heißt heute Qingdao und ist eine chinesische Millionenstadt. Die von den Deutschen gegründete Tsingtao-Brauerei ist heute die größte Bier-Brauerei Chinas. Der höchste Gipfel des Kilimandscharos in Tansania hieß noch bis 1964 Kaiser-Wilhelm-Spitze.
Deutsche Soldaten in der Namib-Wüste
Deutsche Soldaten führen in Tansania im Jahr 1897 den Eingeborenen ihre gefährlichen Schusswaffen vor, um sie von Aufständen abzuhalten.
Diese Kirche in Windhoek, Namibia wurde von den Deutschen gebaut.
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