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Spanisches Kolonialreich
Das spanische Kolonialreich war eines der größten und mächtigsten Reiche in der Geschichte. Auf Spanisch nennt man es „Imperio español“, das spanische Imperium. Es begann um das Jahr 1500 mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. Im Jahr 1976 endete es, als Spanien seine letzte Kolonie verlor.
Im Laufe der Jahrhunderte eroberten die Spanier Kolonien auf fast jedem Kontinent. Um das Jahr 1750 befand sich das spanische Kolonialreich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als der Habsburger Karl der Fünfte über Spanien herrschte, nannte man es das „Reich, in dem die Sonne niemals untergeht“, weil immer gerade irgendwo Tageslicht war. Durch das spanische Kolonialreich verbreitete sich die spanische Sprache und Kultur auf der ganzen Welt. Heute ist Spanisch neben Englisch eine der wichtigsten Sprachen.
Wie fing das Kolonialreich an?
Bereits im Mittelalter eroberten spanische Seefahrer Gebiete im Mittelmeer wie Neapel, Sizilien oder Sardinien. Die wichtigsten Handelswege wurden damals aber noch von Italienern und Muslimen beherrscht. Wenn spanische Händler diese Wege benutzen wollten, mussten sie hohe Zölle zahlen. Darum wollten die Spanier andere Handelswege finden, insbesondere nach Indien, wo es wertvolle Gewürze gab.
Noch vor den Spaniern fanden die Portugiesen einen anderen Weg nach Indien. Sie segelten dafür über das Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Dort war es jedoch oft sehr stürmisch und manche Schiffe gingen auf dem Weg nach Indien unter.
Im Jahr 1492 segelte Christoph Kolumbus im Auftrag der spanischen Königin Isabella über den Atlantik nach Westen. Er wollte beweisen, dass man so nach Indien kommen konnte. Letztlich landete er dabei jedoch in Amerika, das man zu dieser Zeit in Europa noch nicht kannte. Später kam er mit 17 Schiffen zurück und gründete die erste spanische Kolonie auf amerikanischem Boden: La Isabella in der heutigen Dominikanischen Republik.
Wie eroberten die Spanier die Welt?
Als man in Europa hörte, dass es jenseits des Atlantik noch einen unerforschten Kontinent gäbe, segelten viele spanische Ritter nach Amerika. Sie wollten dort für den König möglichst viel Land erobern, um so reich und berühmt zu werden. Diese Ritter nannte man „Conquistadores“. Das ist spanisch für „Eroberer“. Bekannte Conquistadores waren Hernán Cortés und Francisco Pizarro.
Der amerikanische Kontinent war jedoch nicht leer. Schon seit Jahrhunderten lebten dort Ureinwohner wie die Mayas, Azteken oder Inkas. Sie lebten teilweise in großen Tempelstädten und herrschten über riesige Gebiete. Damit die Ureinwohner sich der spanischen Krone unterwerfen, führten die Conquistadores blutige Kriege gegen sie. Weil die Spanier bessere Waffen hatten, starben viele Ureinwohner bei diesen Kriegen. Noch mehr wurden durch Seuchen getötet, die durch die Spanier nach Amerika eingeschleppt wurden.
In den eroberten Gebieten erbeuteten die Spanier wertvolle Rohstoffe wie Gold und Silber und brachten diese nach Spanien. Auch neue Lebensmittel wie Mais oder Kartoffeln wurden entdeckt, mit denen man die Menschen zuhause satt machen konnte. Viele Ureinwohner und später Afrikaner wurden zu Sklaven gemacht, um die Rohstoffe abzubauen. Durch die Kolonien in Amerika wurde Spanien zum reichsten und mächtigsten Land der Erde.
Die Spanier eroberten später auch Kolonien außerhalb Amerikas. Dazu gehörten beispielsweise die Philippinen und einige wichtige Hafenstädte im Norden Afrikas. Entscheidend für den Erfolg der Spanier war auch, dass sie in den Kolonien viele Städte gründeten. Dort konnte man sich gut gegen Ureinwohner und andere Europäer verteidigen, welche den Spaniern die Kolonien mit Gewalt wegnehmen wollten. Chef einer Kolonie war ein Vizekönig als Stellvertreter des spanischen Königs.
Wie endete das Kolonialreich?
Um das Jahr 1800 eroberte Napoleon Bonaparte weite Teile Europas. In Spanien gelang es ihm, den herrschenden König abzusetzen und dafür seinen Bruder Joseph Bonaparte zum König zu machen. Weil Joseph das Land schlecht regierte, wollten viele Spanier ihren alten König zurück haben. Das führte in Spanien zu Aufständen. In den Kolonien regte sich währenddessen Widerstand gegen die spanische Herrschaft.
Das erste Land, das sich von Spanien frei machen wollte, war Ecuador im Jahr 1809. Später folgten weitere Länder. Die Spanier reagierten darauf, in dem sie Soldaten in die Kolonien schickten. Das führte zu vielen Unabhängigkeitskriegen. Ein besonders wichtiger Mann auf Seiten der Aufständischen war Simón Bolívar, der im heutigen Venezuela geboren wurde. Er kämpfte als Feldherr in mehreren Unabhängigkeitskriegen gegen die Spanier. Um das Jahr 1825 waren fast alle spanischen Länder Lateinamerikas unabhängig geworden.
Zur Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte Spanien durch Kriege Teile des alten Reiches wiederherzustellen, was letztlich jedoch scheiterte. Im Jahr 1900 verlor es die Philippinen, ein großes Inselgebiet in Asien. Nach dem Ersten Weltkrieg konnten die Spanier während den Rif-Kriegen nochmal einen Teil von Marokko erobern. Marokko wurde im Jahr 1956 unabhängig, und im Jahr 1976 gaben die Spanier auch die Kolonie Westsahara im Süden von Marokko auf. Heute hat Spanien nur noch drei Überseegebiete: die Kanarischen Inseln sowie die beiden Exklaven Ceuta und Melilla. Diese liegen in Afrika und grenzen an Marokko.
Das Burgunderkreuz war die Flagge des spanischen Weltreichs.
Eine Kirche im spanischen Stil in Manila, der Hauptstadt der Philippinen
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